Wenn Musik stark macht – das CJD Orchester als Ort des Wachstums
50 junge Menschen aus ganz Deutschland treffen sich vier Mal für einen Konzertzyklus im Jahr für vier Tage und arbeiten gemeinsam auf die Höhepunkte dieses Zyklus hin. In diesem Jahr findet das erste Konzert in Halle an der Saale statt, das Oktoberkonzert findet jährlich im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie statt. Gerade befinde ich mich auf dem Weg zur dritten Probenphase nach Halle – es wird ernst.
Seit Februar üben die Musiker*innen. Jedes Jahr findet eine erneute Bewerbungsphase statt. Daher lernen sich in den ersten beiden Probenphasen die neuen und „alten“ Orchestermitglieder kennen und die gemeinsame Zeit wird zum Üben genutzt. Von morgens bis abends wird an den Stücken gearbeitet – in Kleingruppen oder im Tutti. Nach und nach werden die schwierigen musikalischem Stellen entschlüsselt. Im Laufe der Wochenenden werden alle Stimmen zusammengesetzt und es entsteht der wunderbare Gesamtklang. Hierbei erleben alle Musikerinnen und Musiker die ersten Erfolgserlebnisse und entwickeln Selbstvertrauen und Motivation für den weiteren Verlauf.
Jedes Jahr sehen wir im Orchester an der ein oder anderen Stelle ein paar große, ängstliche Augenpaare der jungen Musiker*innen und hören den Satz „das schaffe ich nie“ nach der ersten Probenphase. Das Üben erfordert Disziplin und Ausdauer und jedes Jahr erleben wir junge Menschen, die über ihre persönlichen Grenzen hinaus gewachsen sind und freudestrahlend die Bühne der Berliner Philharmonie verlassen hat.
Stiliani, ein ehemaliges Orchestermitglied, beschreibt ihre Erfahrung im CJD Orchester:
Das CJD Orchester macht stark für das manchmal harte Leben, auch über das Musizieren und die Konzertsäle hinaus.
Für viele der Musiker*innen ist das CJD Orchester ein Ort, an dem sie frei von Druck und Konkurrenzkampf ihre ersten musikalischen und auch sozialen Gruppenerfahrungen sammeln können. Diese Fähigkeiten stärken sie auch außerhalb des musischen Kontext. Das Besondere über das Musizieren und die Gemeinschaft hinaus ist die Unterstützung sozialer Projekte des CJD Orchesters innerhalb der Maßnahmen des CJD. Jedes Jahr gibt es einen pädagogischen Teil im Rahmen der Orchesterkonzerte, mit dem die jungen Musiker*innen die Arbeit des CJD als Bildungs- und Sozialunternehmen unterstützen.
Langjährige Erfahrungen im CJD Orchester tragen sogar bei einigen Orchestermitgliedern dazu bei, ihre Entscheidung für eine musikalische Karriere zu festigen. Eines der Mitglieder, die das Orchester seit 10 Jahren begleiten, hat als 14-jähriger Hornist im CJD Orchester seine ersten sinfonischen Orchestererfahrungen gesammelt. Im vergangenen Jahr hat er nun die Verantwortung als Stimmführer der Horngruppe übernommen und studiert Horn in Stuttgart. So auch eine Flötistin aus dem CJD Rostock, die als Abschluss das Solokonzert in der Berliner Philharmonie spielen durfte und nun Flöte studiert.
Als Team erleben wir bei den jungen Menschen neben musikalischen auch persönliche Entwicklungen. Die anfangs introvertierten und schüchternen jungen Menschen rennen schon in der zweiten Probenphase auf ihre Freund*innen zu und gestalten die bunten Abende gemeinsam. Nach den Konzerten sehen wir häufig Freudentränen, weil sie die erste komplette Sinfonie gespielt haben und ein großes Ziel in ihrem Leben erreicht wurde.
Am Ende des Orchesterjahres bekommen wir regelmäßig Emails und Anrufe von Eltern oder Instrumentallehrer*innen, die von ihren hüpfenden Kindern bzw. Schüler*innen und deren Erzählungen noch Wochen nach den Konzerten berichten.
Das CJD Orchester legt viel Wert darauf, dass sich alle Mitglieder wohl und sicher fühlen. Musik verbindet – nicht nur das gemeinsame Erarbeiten von einem schwierigen Stück oder der Applaus nach dem Konzert lässt die Gruppe und die einzelnen Musiker*innen wachsen. Das liebevolle Miteinander, die wertschätzenden Worte des Dirigenten am Ende einer Probe und die völlige Akzeptanz jeder Person so wie sie ist, machen das CJD Orchester zu einem ganz besonderen und sicheren Ort für jede Person.
